Es geht weiter…!

Kaum zu glauben, der Wagen rollt wieder… Das war eine nervenaufreibende Zeit. Am Montag 25. September sind wir 40 km vor Kitwanga auf der 37 mitten im nirgendwo mit Motorschaden gestrandet.

Zum Glück hielt Derk an und half uns mit Öl, Starlink und viel Zeit aus der Patsche.

Der Wagen wurde 150km bis nach Terrace geschleppt, bei First Truck wollte man uns helfen. Als Einzige von ca. Sechs Autowerkstätten haben sie nicht gleich nein gesagt zu unserem Exoten.

Auf dem toetruck sieht er richtig klein aus, aber insgesamt sind wir wohl 2 Fuß (ca60cm) zu hoch…, passt schon…

Leider war an eine Reparatur des Motors nicht zu denken, keine Teile, Werkzeuge und niemand der sich an den Motor traut. Also muss ein neuer her…

Das dauert, in 2,5 km Entfernung entdecken wir einen RV-Park, wir wagen die Fahrt mit dem defekten Motor und erreichen den Platz. Hier stehen wir komfortabel und haben alles was wir brauchen.

Zum Glück sagt Christian Keller gleich zu, uns einen Motor zu schicken ( wenn er da schon gewusst hätte was auf ihn zukommt…) Er baut kurzerhand einen aus einem seiner Autos aus, baut eine Kiste, besorgt verschiedene Unterlagen für den Zoll, packt alles ein und ist sicher heil froh als FedEx am 5.10. endlich alles von seinem Hof abholt.

Den Versand zu organisieren ist nicht so einfach, Ausfuhrerklärung, Herkunftsbescheinigung und Zollbestimmungen sind die abenfüllenden Themen.

Zunächst glaubte ich noch meine Premium Mitgliedschaft beim ADAC übernimmt den Versand…. das trifft aber nur in Europa zu. Allerdings ist man gerne bereit den Versand zu organisieren. Es stellt sich aber als zu aufwändig dar, Christian hätte den Motor 300km bis nach München schaffen müssen, dort wäre er vom ADAC verpackt worden und nach Vancouver geschickt. Dort hätte ich ihn persönlich beim Zoll abholen müssen. Das wären 1500km mit Leihwagen und Übernachtungen geworden.

Durch andere Reisende bin ich auf Hans gestoßen ein deutscher mit Importgeschäft in der Nähe von Vancouver. Wir verabreden das Christian den Motor zu ihm schickt, er den Motor von seinem Zollagenten aus dem Zoll holen lässt und gleich nach Terrace zur Werkstatt schickt. Das wird vom Versand zwar teurer, der Zoll wird aber einfacher und insgesamt wirds günstiger…

Als der Motor am 20.10. angekommen ist machen wir einen Termin für Montag 23.10. vorher gabs kein Hotelzimmer und wir wollten das Wochenende abwarten. Zwischendurch erfahren wir das auf dem Campingplatz ein Mobilheim frei ist, ein Mieter hat abgesagt. Das ist wesentlich angenehmer als ein Hotelzimmer und kostet auch weniger.

Die Rückfahrt verläuft leider nicht so gut, 800m vor der Werkstatt bleibt der Motor mit einem Rums stehen und wir brauchen nochmal einen Abschleppwagen.

Später stellt die Werkstatt fest das ein abgebrochenes Pleul das Gehäuse durchschlagen hat und dabei die Schwungscheibe von der Kurbelwelle geschert hat. Zum Glück ist nichts kaputt gegangen was noch gebraucht wird.

Montag startet der Ausbau, dann gleich die erste Schreckensmeldung, der Austauschmotor ist beschädigt, erst heißt es das Kurbelgehäuse… später stellt sich heraus das es nur eine Kunststoffwanne ist. Der Geber für den Drehzahlmesser hat es auch erwischt.

Obwohl schon spät am Abend, sucht Christian die Teile gleich zusammen, verpackt und wiegt sie und sendet uns eine Rechnung. Damit können wir FedEx beauftragen, so das die Sendung gleich Dienstag bei ihm abgeholt wird. Das war schnell…

Donnerstag dann wieder eine Meldung, der Motor ist eingebaut, springt aber nicht an, nach umfangreichen Tests heißt es keine Kompression…

Wir sind Kurz vor dem Verzweifeln … Freitag ruft die Verwaltung von unserem Campingplatz an und teilt uns mit, das wir nächsten Samstag das Mobilheim verlassen müssen, da es einen anderen Mieter gibt.

Nochmal Rücksprache mit Christian, der Motor ist gelaufen, er hat den Wagen in die Garage gefahren bevor der Motor ausgebaut wurde.

Im viermalvier.de Forum wird eifrig diskutiert und alle Eventualitäten werden besprochen.

Nach dem unruhigen Wochenende sind wir wieder zur Werkstatt gegangen um das weiter Vorgehen zu besprechen. Ich bin entschlossen den Wagen aus der Werkstatt zu holen und selbst mein Glück zu versuchen. Mit dem Meister besprechen wir meine Pläne, er sagt wir sollen etwas warten bevor wir ans Auto können. Nach etwa einer Stunde kommt er zurück und holt uns in die Werkstatt.

Sie haben die komplette Motor Verkabelung noch einmal überprüft, eine seltsame extra Verkabelung zwischen Magnetventil und Einspritzversteller gezogen und jetzt läuft der Motor!

Wir sind überglücklich und total erleichtert, Dienstag soll die Sendung mit den defekten Teilen ankommen und wenn alles zusammen gebaut ist können wir den Wagen abholen, Dienstag oder Mittwoch…

Der Mittwoch Nachmittag ist es dann geworden… erst mache ich eine Probefahrt mit dem Mechaniker weil er den deutschen Wagen im Straßenverkehr nicht fahren darf. Eine Leitung hinterm Turbo fliegt ab, als die wieder befestigt ist läuft der Iveco wie am Schnürchen. Der etwas größere Motor macht sich positiv bemerkbar. Anschließend schaut er nochmal ob alles dicht ist und ich warte auf die Rechnung. Die ausgeführten Arbeiten sind sehr gut gemacht, alles sauber verlegt und angeschlossen.

Kanada und besonders eine LKW-Fachwerkstatt ist vermutlich der dümmste Platz auf der Welt für eine große Reparatur an einem Exoten und Oldtimer… erforderliches improvisieren ist hier absolut nicht drin. Obwohl der Stundensatz mit 109€ nicht extrem hoch ist, ist die Rechnung exorbitant, alleine das abschrauben der noch brauchbaren Ersatzteile vom alten Motor wird mit über drei Stunden und 525 $ CDN/ 358€ berechnet…

Auch die Kommunikation hätte besser sein können, das hätte sicher die eine oder andere Stunde gespart… aber auch in Autowerkstätten in Deutschland erfährt man das meiste nur auf Nachfrage…

Insgesamt sind wir froh, das uns überhaupt geholfen wurde und wir wieder mobil sind.

Das heißt wir können noch vor dem Wochenende weiter, bevor wir aus dem Mobilheim ausziehen müssen und bevor der Winter kommt.

Was hat der Spaß gekostet?

Abschleppen 1 , 150km nach Terrace, $ CDN 900, hat die Versicherung übernommen, Abschleppen 2, 800m vom Campingplatz auch.

Motor inklusive Verpackung etc. 3300€

Versand Motor $ CDN 3490,58 , 2421€

Zollgebühren Motor 435,49 $ CDN, 297€

Zusätzliche Ersatzteile 45€ und 200€ Versand.

Eine Nacht Hotel 225 $ CDN, 150€

Campingplatz 26 Tage 910$ CDN, 620€

Mobilheim 10 Tage 1325 $CDN, 900€

Werkstatt Rechnung 160$ CDN/108€ pro Stunde gesammt 10449,08 $ 7156,21€

Also etwas über 15000€ … dafür haben wir kaum Benzin und überhaupt keinen Diesel verbraucht und ok demnächst schaue ich auch öfters nach dem Öl…

Mit dem Wissen von heute würde ich es mir sehr gut überlegen ob ich nochmals mit einem Auto ohne Werkstattabdeckung nach Nordamerika fahren würde. Immer wieder haben wir festgestellt das uns aus Versicherungs Gründen der Zutritt zur Werkstatt verwehrt wurde, oder eine Arbeit gleich komplett abgelehnt wurde ( z.B. Luftauffüllen in Sprengringfelge) …

37 Tage in Terrace, werden wohl unvergessen bleiben, zwischen Langeweile und Nervenaufreibenden Stress. Mit großer Ungewissheit und Glücksgefühl. Insgesamt haben wir gesehen, dass wir gemeinsam so einiges, wenn nicht alles aushalten und bewältigen können. Außerdem ist es toll wieviel Glück wir hatten irgendwie immer auf die richtige Menschen zu treffen oder wie uns immer wieder geholfen wurde.

Liebe Grüße Andreas und Reilynn

4 Gedanken zu „Es geht weiter…!“

  1. Hallo Reilynn, hallo Andreas,
    autsch, das ist ja mal eine unanständig hohe Rechnung insgesamt. Aber ihr seid wieder „on the road“!
    Etwas überrascht bin ich, dass es in der Region, in der ihr liegengeblieben seid, keine Motorenreparaturwerkstatt gibt. Zu dem Zeitpunkt hätte sich der Motor doch vermutlich noch reparieren lassen (bevor das Pleul abgerissen ist). Und es ist ja ein sehr konventioneller 4-Zylinder-Motor nahezu ohne Elektronik, das müsste doch eine Werkstatt schaffen können.
    Ungünstig ist natürlich auch, dass mal wieder die Bürokratie einem Steine in den Weg legt (Betretungsverbot Werkstatt). Und dass der ADAC kneift, ist ja nichts Neues! Ich bin vor etlichen Jahren mit meiner damals frisch vollrestaurierten BMW R 80 G/S in Spanien liegengeblieben, die Rotorwicklung der Lichtmaschine war defekt, so dass die Batterie während der Fahrt nichtmehr geladen wurde und die BMW damit zwangsweise stehenblieb, sobald die Batterie endgültig leer war. Zunächst hat eine Motorradwerkstatt aber darauf bestanden, eine neue Batterie zu besorgen, obwohl ich den Leuten versichern konnte, dass in diese BMW keine Standard-Batterie reinpasst und dass nicht die Batterie die Ursache des Ausfalls ist. Nein, sie besorgen die Batterie – die hat natürlich dann nicht gepasst!
    Der ADAC verlangte zunächst von mir, das Motorrad in Spanien zu verschrotten (nachweisbar kurz vorher vollständig zerlegt und vollrestauriert incl. kompletter Lackierung!) und mit dem Zug nach Hause zu fahren, das Ticket zweiter Klasse würden sie bezahlen. Das habe ich abgelehnt und musste die ausgeführten Restaurierungsarbeiten im Nachhinein mit Rechnungen belegen. Der ADAC sollte dann für die Wartezeit zwei Nächte in einem Hotel bezahlen, für mich und meine Freundin mit ihrem Motorrad. Das hat der ADAC abgelehnt, denn ihr Motorrad sei ja noch fahrtüchtig, sie solle nachts (war schon weit nach 22 Uhr) alleine weiterfahren oder selbst zahlen. Wir konnten es dank eines sehr netten Hotelmanagers, der früher selbst Trial und Enduro gefahren ist, regeln und der ADAC hat die Kosten nach langen Diskussionen übernommen.
    War nicht das einzige Mal, dass ich mit dem ADAC trotz Plus-Mitgliedschaft Probleme hatte. Beim geringsten Schaden an Auto oder Motorrad – egal ob in Deutschland oder im europäischen Ausland – sollte ich meine Fahrzeuge verschrotten – ohne Werkstattdiagnose und ohne Bedenkzeit!
    Ich kann daher aus diesen traurigen Erfahrungen sagen, dass ich mich nicht auf den ADAC verlassen kann!
    Aber was solls, ihr könnt eure Reise fortsetzen und der Iveco wird euch noch viele Meilen „down the road“ fahren.
    Wünsche euch beiden eine pannenfreie Zeit und eine gute Fahrt in den warmen Süden! Wollt ihr jetzt Richtung Mexico, Baja California?
    Liebe Grüße
    Peter

  2. Wow, ein Kommentar eines Forums Kollegen….
    Hallo Andreas,
    schön das der Daily wieder läuft und die Odyssee zu Ende ist …
    die Werkstattrechnung ist schon krass, da wird scheinbar jede Minute weiter berechnet, die man mit dem Auftrag beschäftigt war, Versuch und Irrtum eingeschlossen
    laut Zeitvorgabe gibt ca 10 Std für den Aus- und Einbau des Motors, sagen wir 20 Std, da noch nicht gemacht und Zusatzarbeiten
    aber 10449 $ zu 160 $/Std mach 65 Std, selbst wenn man noch 1000 $ für Material (Öle, Frostschutz, etc etc ) abzieht, kommt man auf 56 Std …. „Respekt“

  3. Ihr Lieben, dass euch der Humor nicht abhanden gekommen ist, lesen wir aus dem Satz (Zitat) dafür haben wir kaum Benzin und keinen Diesel verbraucht :-))
    Alles Gute mit dem ATM und gute Fahrt! Liebe Grüße aus dem jetzt auch kühlen Konstanz

  4. Ihr Lieben, das war ja mal ein Ritt! Wie schön, dass es außer teuer gewesen zu sein gut ausgegangen ist.
    Ihr könnt nur dran gewachsen sein!
    Gute Weiterfahrt und ich warte auf weitere spannende Reiseberichte und Bilder. Das Auto darf sich dann aber ab sofort still verhalten, das hatte jetzt für die nächsten Jahre Aufmerksamkeit genug!
    Grüße aus dem sehr stürmischen Wuppertal!
    Petra

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